Materialcharakterisierung für RADAR-Anwendungen

Ultrabreitband-Terahertz-FMCW-Radar (Frequency Modulated Continuous Wave Radar)

In modernen Fahrzeugen sind hochsensible Instrumente verbaut, die gegen Strahlung abgesichert werden müssen. Eine Frage ist dabei besonders wichtig: Welches Material wird für das Schutzgehäuse genutzt? Speziell im Mobilitätssektor handelt es sich meist um klassische Radar- und Kommunikationsanwendungen, wie Abstandssensoren in Autos, die Mobilfunkstandards 4G oder 5G und Navigationsinstrumente, die beispielsweise in Flugzeugnasen verbaut sind. Daher spricht man bei Gehäusen für diese Einsatzgebiete von sogenannten »Radomen«. Meistens sind es Glasfaserverbund-Werkstoffe (GFK), die als Mehrschicht-Komposite zum Einsatz kommen. Wir haben für die Prüfung dieser Radome ein ultrabreites, abstimmbares photonisches Terahertz-FMCW-Radar mit einer Modulationsbandbreite von bis zu 1,65 THz entwickelt.

Mehrschichtkomposite zerstörungsfrei prüfen

Da Glasfaserverbund-Werkstoffe durchlässig für Hochfrequenzstrahlung sind, werden sie besonders dort eingesetzt, wo hochempfindliche Komponenten geschützt werden sollen, aber gleichzeitig der Einfluss der Gehäusematerialien auf die Strahlen möglichst gering bleiben muss. Der Einsatz von Terahertz-Technologien in der Industrie zur Materialcharakterisierung und volumetrischen Prüfung ist aufgrund ihrer zerstörungsfreien und nicht-invasiven Natur inzwischen sehr gefragt. Terahertz-FMCW-Bildgebungssysteme, die im Sub-Terahertz-Bereich unter 1 THz arbeiten, werden für die volumetrische Prüfung von Materialien auf Defekte und Anomalien eingesetzt. Im Vergleich zu den laserbasierten Terahertz-Zeitbereichssystemen mit Bandbreiten von mehreren Terahertz arbeitenarbeiten elektronische FMCW-Radare typischerweise mit Modulationsbandbreiten von unter 100 GHz. 

Dank der hohen Bandbreite des photonischen FMCW-Radars können einzelne Verbundwerkstoffschichten im Submillimeterbereich unterschieden und Dickenvariationen der einzelnen Schichten aufgelöst werden. Das verdeutlicht sehr gut das Potenzial unseres Systems für eine kombinierte Anwendung von zerstörungsfreier Prüfung und Schichtdickenmessungen.

Dank der hohen Bandbreite des photonischen FMCW-Radars können einzelne Verbundwerkstoffschichten mit einer Auflösung im Submillimeterbereich unterschieden und Dickenvariationen der einzelnen Schichten mit einer Genauigkeit von etwa 100 μm aufgelöst werden. Das verdeutlicht sehr gut das Potenzial unseres Systems für eine kombinierte Anwendung von zerstörungsfreier Prüfung und Schichtdickenmessungen.

Industrielles photonisches Terahertz-Radar zeigt die Schichtdicken der einzelnen GFK-Verbundschichten.
© Fraunhofer ITWM
Industrielles photonisches Terahertz-Radar zeigt die Schichtdicken der einzelnen GFK-Verbundschichten.
Prüfplatz zur Charakterisierung von Radomen.
© Fraunhofer ITWM
Prüfplatz zur Charakterisierung von Radomen.

Anwendungsbeispiel Radom

Die österreichische Firma 4a manufacturing GmbH stellt Kompositmaterialien für Radome her (CIMERA Radome), die unter anderem in der 5G mmWave und der Satcom Industrie eingesetzt werden. Ein Team unserer Abteilung »Materialcharakterisierung und -prüfung« untersucht für das Unternehmen deren Komposite für Hochfrequenz-Anwendungen – speziell im Bereich zwischen 4 und 40 GHz.

Der genaue Aufbau der komplexen Mehrschichtkomposite ist dabei entscheidend für die Funktionalität der Materialien und die Frage: Bei welchen Frequenzen erscheinen die Radome möglichst »elektromagnetisch transparent« für die gewünschte Zielanwendung? Bisher lieferte 4a manufacturing GmbH Ergebnisse von Materialsimulationen, die Aussagen über dieses Frequenzverhalten erlauben. In der Zusammenarbeit werden die Simulationen nun zusätzlich durch Hochfrequenzmessungen abgesichert.

»Dank unserer abgeschirmten Messkammer konnten wir uns hier als Dienstleister ins Spiel bringen«, so Projektleiter Dr. Maris Bauer. Transmissions- und Reflexionsmessungen an Testradomen verifizieren die Simulationsergebnisse. Das schafft die zusätzliche Sicherheit, dass die hergestellten Materialien von 4a manufacturing GmbH für ihre konkreten Anwendungszwecke geeignet sind. Daneben erlauben unsere Terahertz-Prüfsysteme, die innere Struktur fertiger Radome zu untersuchen, um beispielsweise mögliche Risse oder ähnliche Produktionsfehler frühzeitig zu erkennen.

C-Scans an einzelnen Materialgrenzflächen
© Fraunhofer ITWM
C-Scans an einzelnen Materialgrenzflächen. Dank der hohen Bandbreite des photonischen FMCW-Radars können einzelne Schichten der Verbundwerkstoffe unterschieden und Dickenvariationen der einzelnen Schichten aufgelöst werden.

Projektbeispiele

 

Inline-Dickenmessung bei Batteriefolien

Um Batteriefolen während der Herstellung zu überwachen, setzen wir unsere Terahertz-Messtechnik ein.

 

RADOM

Ein von uns entwickeltes Millimeterwellen-Terahertzsystem prüft Radarkuppeln in Flugzeugen (Radom) in der Fertigung auf mögliche Defekte.

 

DOTNAC

In einem von der EU geförderten Projekt entwickelten wir gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie einen Terahertz-Scanner zur Prüfung von Flugzeugbauteilen.